Descrizione
Durch zahlreiche Aus- und Umbauten in den verschiedenen Jahrhunderten entstand so ein Komplex mit drei Kreuzgängen, wie man ihn auch heute noch bewundern kann. Besonders prägend waren hierbei die Arbeiten, die in der Kommunalzeit (12. Jh.: Umbauten der Kreuzgänge, Erweiterung der Krypta von S. Salvatore, Bau der Kirche von Santa Maria in Solario) und gegen Ende des 15. Jh.s durchgeführt wurden: radikaler Umbau der Kreuzgänge, denen der nördliche Kreuzgang mit dem Schlafsaal angeschlossen wurde; Erhöhung des Nonnenchorstuhls und Änderung der Fassade der Kirche von S. Salvatore, die ihrerseits völlig zerstört wurde und durch den Bau der neuen Kirche von Santa Giulia, der 1499 beendet wurde, vollständig neu entworfen wurde.
Das Benediktinerkloster für Frauen, in das sich einst die von Karl dem Großen zurückgewiesene Tochter des Königs Desiderio, die von Manzoni literarisch verewigte Ermengarda, bis zu ihrem Tod zurückgezogen hatte, erlebte blühende Zeiten: Es wurde zu einem der bedeutendsten Klöster Norditaliens mit reichen Besitztümern, die auch aus den Hinterlassenschaften der Nonnen (oft Töchter aus aristokratischem Hause) stammten. Im Jahre 1798 wurde das Kloster aufgrund der revolutionären Gesetze der Jakobiner geschlossen, später als Kaserne benutzt und seiner Güter beraubt. Der fortschreitende Zerfall konnte teilweise aufgehalten werden, als 1882 das Museum des Christlichen Zeitalters in den drei religiösen Gebäuden eingerichtet wurde. Aber erst 1966, als der gesamte Bereich von der Stadtverwaltung übernommen wurde, konnte man mit der Durchführung von „architektonischen Rettungsmaßnahmen“ beginnen, die zur „Wiedergeburt“ des Klosterkomplexes und zur Entstehung des Stadtmuseums („Museo della Città“) geführt haben.
Die Besichtigung des Museums beginnt in den Katakomben des Klosters, die einst als Keller- und Lagerräume dienten; hier lernt man die Geschichte des Volkes im Brescianer Gebiet von seinen ersten Ansiedlungen in der Bronzezeit bis zur Romanisierung kennen. Die ältesten Fundstücke, die aus den südlichen Teilen der Stadt stammen, gehen bis auf das dritte Jahrtausend v. Chr. zurück und zeugen von der Zeit, in der der Mensch anfing, die landwirtschaftliche und handwerkliche Produktion zu beherrschen.
Das Römische Zeitalter wird sowohl in seinen öffentlichen als auch privaten Aspekten dargestellt. Zur Zeit von Vespasiano verfügte Brescia über ein monumentales Zentrum, in dem das Capitolium, die Basilika und das Theater um das Forum herum angesiedelt waren. Modelle, Informatikstationen und monumentale archäologische Fundstücke erlauben es uns heute, die Gebäude zu rekonstruieren, die die Bronzegegenstände enthielten, die am 20. Juli 1826 in dem Zwischenraum zwischen der Rückseite des Tempio Capitolino und des Cidneo-Hügels entdeckt worden waren. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammen sie alle aus dem Capitolino-Tempel selbst: Der berühmteste Bronzegegenstand ist die sog. „Vittoria alata“, (Die beflügelte Viktoria); wahrscheinlich sollte er erst die Venus darstellen und wurde dann im Zeitalter des Vespasiano umgearbeitet, als er imperiale Weihegabe wurde. Wertvoll sind zudem die vergoldeten Abbilder der römischen Kaiser in Bronze.
Neben den öffentlichen Denkmälern kann man die privaten Domus bewundern sowie ihre Ausstattungen mit Freskomalereien, Mosaiken (vor allem die aus der reichen Residenz von San Rocchino) und Geräte aus dem alltäglichen Leben. Einzigartig sind die Überreste des Hauses, das im Gemüsegarten entdeckt worden ist; diese Überreste werden zur Zeit restauriert und sollen dann im Museums ausgestellt werden.
Der Einfall von Völkern germanischen Ursprungs (Goten, Langobarden, Karolinger) in das Brescianer Gebiet kennzeichnet den Übergang von der spätantiken zur hochmittelalterlichen Kunst. Das Stadtbild veränderte sich drastisch: Die monumentalen römischen Gebäude standen leer, neue bescheidene Holz- und Lehmhäuser wurden gebaut und ganze Stadtteile nun für die Landwirtschaft genutzt. In dieser Zeit wurde auch das Kloster von San Salvatore gegründet, das in kurzer Zeit eine bedeutende religiöse, politische und wirtschaftliche Rolle einnahm und so die schrittweise Wiederaufnahme eines zivilen Lebensstils widerspiegelte.
Von der Zeit des Mittelalters zeugen Fundstücke aus der Kommunalzeit (vor allem jene, die aus heute nicht mehr bestehenden Gebäuden stammen). Interessant sind besonders die Freskomalereien aus dem Broletto, der marmorne San Faustino zu Pferd von der Porta Pile und die Brunnenstatue von Berardo Maggi aus dem Kloster von San Barnaba.
Die Besichtigung führt dann in die Kirche von San Salvatore und in den antiken Speisesaal (15. Jh.): ein großer Raum, der von gewaltigen Säulen in zwei Kirchenschiffe eingeteilt wird. Hier kann man die von Stadtmonumenten stammenden Fundstücke bewundern, die die Zeitspanne von der Spätgotik bis zur Renaissance widerspiegeln.
Auf den Grundmauern der ersten Kirche aus dem 8. Jh. wurde im 9. Jh. eine zweite, 40 m lange Kirche mit drei Kirchenschiffen (voneinander durch Säulen mit wertvollen Kapitellen getrennt) gebaut. In der zweiten Hälfte des 15. Jh.s wurde die Fassade der Basilika durch den Bau des neuen Nonnenchors (das heutige Presbyterium der Kirche Santa Giulia) zerstört. Aus dem 9. Jh. stammen die Überreste der Freskomalereien im Mittel- und Nordschiff sowie die Stuckwerke. Das Fundament des Glockenturms nimmt einen Teil des kleinen rechten Schiffes ein. Der Turm, dessen unterer Teil von Romanino (16. Jh.) verziert wurde, wurde zwischen dem 13. und 14. Jh. errichtet. Die oberen Kapellen (Nordseite) wurden im 14. Jh. geöffnet und weisen Verzierungen auf, unter denen vor allem in der zweiten Kapelle die Freskomalereien aus der lombardischen Schule (letztes Viertel des 14. Jh.s) und in der ersten Kapelle ein Freskenzyklus aus dem 16. Jh. ins Auge stechen. Der apsidiale Bereich der Krypta gehört zur ersten Kirche und zeichnet sich durch Überreste von Freskomalereien aus dem 8. und 9. Jh. Aus; im 13. Jh. wurde er durch Säulen mit bildlichen Kapitellen aus der Schule Antelamis erweitert.
Der Museumsrundgang hat seine Fortsetzung im oberen Stockwerk, in dem sich die zwei Abschnitte befinden, die dem Kunstgewerbe gewidmet sind (die Ausstellungsstücke wurden in Wohnmodelle und Liebhaberstücke eingeteilt). Eindrucksvoll ist auch die Wiederzusammenfügung des herrlichen Freskenzyklus, der von dem jungen Moretto für den Wohnsitz des Bischofs Mattia Ugoni angefertigt wurde.
Den Höhepunkt des nächsten Museumsabschnittes bildet das Gebäude Santa Maria in Solario, eine kleinen Gedächtniskapelle aus dem 12. Jh., die als Oratorium des Klosters genutzt wurde. Auf der Kapelle, die einen quadratischen Grundriss hat, thront ein achteckiger „Tiburio“ mit geschlossenem Laubengang. Die beiden Ebenen der Kapelle werden durch eine in die Wand gehauene Steintreppe miteinander verbunden. Auf der unteren Ebene befindet sich in der Mitte der Kapelle ein römischer Altar, der dem Sonnengott geweiht ist und der die Hauptsäule des Raumes trägt. Die obere Ebene (durch eine Kuppel abgedeckt) zeichnet sich durch Freskomalereien aus, die zum größten Teil von Floriano Ferramola (16. Jh.) stammen. Hier befindet sich auch der berühmte Schatz von Santa Giulia, der aus einer „Lipsanoteca“ (einem Schrein aus Elfenbein für Reliquien, der mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament bemalt ist) und dem großen hölzernen Kreuz des Königs Desiderio (einem Goldschmiedekunstwerk aus dem 9. Jh., das mit zahlreichen Edelsteinen, seltenen Kameen und Glasmalereien – darunter das berühmte dreifache Bildnis aus dem 4. Jh. – verziert wurde) besteht.
Das benediktinische Nonnenkloster San-Salvatore-Santa-Giulia ist seit dem 25. Juni 2011 in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen.